Ein Medikament zu haben, das gegen die Beschwerden wirkt und gleichzeit kaum oder bestenfalls keine Nebenwirkungen hat, wer wünscht sich das nicht. Gerade bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen ist ein solches Medikament zu finden manchmal schwierig und dauert lange. Nicht bei jedem wirkt jedes Antidpressiva. Daher werden in der Praxis oft unterschiedliche Antidepressiva in unterschiedlichen Dosierungen ausprobiert. Das braucht Zeit, Zeit, in der Menschen mit Depressionen weiter leiden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ursachen psychischer Erkrankungen wie Depressionen wahrscheinlich unterschiedlich und nicht abschließend erforscht sind. Trotzdem gibt es Hoffnung – sowohl in der Ursachenforschung als auch in der Behandlung. Hat ein Medikament außerdem starke Nebenwirkungen, wird es vom Patienten oft wieder abgesetzt. Gerade ältere Menschen nehmen oft auch noch weitere Medikamente, so dass unerwünschte Wechselwirkungen auftreten können.
Das individuelle Genom beeinflusst die Wirkung, Wechselwirkung und Dosierung von Medikamenten
Bei der Wirkung von Medikamenten – auch bei Antidepressiva – scheinen Gene eine Rolle zu spielen und auch der Stoffwechsel.
In den letzten Jahren sind Gentests entwickelt worden, die für sich beanspruchen, sowohl die Wirksamkeit bestimmter Medikamente wie Antidepressiva als auch deren Wechselwirkung mit anderen Medikamente individuell vorhersagen zu können.
Kosten müssen privat getragen werden
Solche Test kosten mehrere hundert Euro. Krankenkassen übernehmen die Kosten in Deutschland noch nicht. In Südtirol und Großbrittanien scheint das wohl bereits anders zu sein.
Testung muss immer über einen Arzt passieren
In Deutschland bestimmt das Gendiagnostikgesetz, dass immer ein Arzt bei der Durchführung solcher Tests beteiligt sein muss.
Firmen, die solche Tests durchführen sind beispielsweise Pharmagenetics und Stadapharm (keine Werbung, reine Information) sowie der ABCB1-Test der Firma HMNC Brain Health Holding GmbH
Wissenschaftliche Einordnung
Psychiater äußern sich differenziert zu den vorliegenden Testmöglichkeiten und haben daher auch noch nicht für eine genrelle Aufnahme dieser Möglichkeit in die S3-Behandlungslinien plädiert. Wichtiger sei, den Serumspiegel im Blut zu bestimmen.
Guter Überblick für die eigene Entscheidung
Hilfreiche Erklärungen zur Einordnung der beiden diskutierten Test gibt der Psychiater Christian Nunhofer auf seiner Website.
Wichtiger Hinweis
Ich als Autorin dieses Textes habe noch keine Erfahrungen mit diesen Tests in meinem beruflichen und persönlichen Umfeld gemacht und kann daher nicht einschätzen, wie sinnvoll diese sind. Da mir aber das Leid von schwer psychisch erkrankten Menschen vertraut ist, möchte ich auf diese neue Möglichkeit aufmerksam machen und freue mich über persönliche Erfahrungsberichte und Hinweise zu Studien zum Nutzen dieser Tests.
Quelle
Aufmerksam auf diese Testmöglichkeit bin ich über einen Bericht vom ORF Salzburg vom 19.12.2022 geworden.