Back to the roots: In einem Beitrag des Arztes Bruno Müller-Oerlinghausen von der Charité in Berlin, der gerade in der Deutschen Medizinischen Wochenzeitschrift erschienen ist, macht dieser auf die wichtige Bedeutung von Berührungen für die Gesundheit von Menschen aufmerksam. Insbesondere auch zur Prävention, aber auch zur Behandlung von Depressionen. Er schlägt vor, „Berührungsmedizin“ als komplementären therapeutischen Ansatz
vor allem auch bei der Depressionsbehandlung einzusetzen.
Berührungsmedizin zur Behandlung bestimmter Depressionen ist sicher kurzfristig erfolgsversprechend
Seit lange ist die Bedeutung von Berührungen für Menschen bekannt und was es mit uns macht, wenn wir nicht ausreichend berührt werden. Gerade im Bereich einer gesunden Entwicklung von Kindern ist dieses Wissen seit langem vorhanden und vielen Menschen, die durch die Corona-Pandemie wirklich isoliert waren, bewusst geworden. Dass Techniken aus der Massage, Ostheopathie und manueller Behandlung nun auch in die (ergänzende) Behandlung von Menschen mit Depressionen eingeführt werden sollen, ist zunächst sehr zu begrüßen. Auch ich bin davon überzeugt, dass diese Behandlung bei bestimmten Arten von Depressionen sinnvoll und zumindest kurzfristig erfolgsversprechend ist – nämlich solange die Behandlung andauert und wahrscheinlich auch noch eine gewisse Zeit darüber hinaus. Dass Geist und Körper eine Einheit bilden, sollte dringend wieder Einzug in die Schulmedizin finden sowie Psychologie und Medizin nicht getrennt voneinander unterrichtet werden. Das wäre aus meiner Sicht sinnvoller, als wie im Fachartikel gefordert ein Fachgebiet „Berührungsmedizin“ einzuführen.
Mangelnde Berührungen sind ein gesellschaftliches Phänomen
Wenn Berührungen in der Behandlung von Depressionen und anderen Erkrankungen (kurzfristig) erfolgreich sind, sollte darauf geachtet werden, dieses Wissen nicht zu sehr in eine rein professionellen Ecke zu schieben, sondern eher dafür genutzt werden, um auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam zu machen und dieses anzugehen. Im Vergleich zu anderen Gesellschaften auf der Welt leben wir in Deutschland in einer Gesellschaft, in der gegenseitige Berührungen oft nur zwischen Eltern und (minderjährigen) Kindern sowie Partnern untereinander vorbehalten sind. Doch was passiert dann mit Menschen, die nicht in solchen Beziehungen leben oder wo das in diesen Beziehung nicht ausreichend stattfindet?
Das Wissen um die Bedeutung von Berührungen sollte in der Gesellschaft weiter verbreitet und entsprechend gehandelt werden
Für mich ist der Beitrag daher ein Plädoyer für mehr körperliche Berührung untereinander. Also bei der nächsten Begrüßung die Freundin bzw. den Freund einmal richtig drücken und in den Arm nehmen. Auch eine gegenseitige Massage kann so gut tun. Und wie wäre es, wenn in den Schulklassen einfache Massagetechniken der SchülerInnen untereinander gezeigt werden? Das wäre gerade nach Corona so wünschenswert und fördert mit Sicherheit auch den Zusammenhalt unter den SchülerInnen. Da bin ich sicher. Auch ganz ohne wissenschaftliche Studie.