Ein äußerst lesenswerter Bericht über das Plädoyer von Ludger Tebarzt van Elst, Professor für Psychiatrie und stellvertretender Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Freiburg und Neurowissenschaftler, ist gerade im Nordkurier erschienen. Er basiert auf Professor dem Vortrag von Prof. Tebartz von Elst mit dem Titel „Vom Anfang und Ende der Schizophrenie“ , den er im Rahmen der Lindauer Psychotherapiewochen online gehalten hat.
In 100 Jahren, davon sei er überzeugt, werde man den Begriff „Schizophrenie“ nur noch aus Geschichtsbüchern kennen, aber er werde keine Krankheitsdiagnose mehr sein. Er erläuterte die Entstehungsgeschichte der Schizophrenie-Diagnostik und hält ein klares Plädoyer für mehr Ursachsenforschung der Schizophreniesymptome und fordert eine Basisdiagnostik beim Auftreten psychotischer Symptome. Zu dieser gehöre seiner Ansicht nach eine Kernspintomographie, die Messung der Hirnströme über das EEG, die Untersuchung des Liquors, also der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (CSF), gegebenenfalls eine Untersuchung der biochemischen Prozesse im Hirn mittels der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und andere immunologische Untersuchungen.
Im Rahmen seines Vortrags machte er auf den spanische Forscher Josep Dalmau Obrador aufmerksam, der bei einigen von ihm untersuchten psychotischen Patienten eine Autoimmun-Reaktion im Gehirn nachweisen und entsprechend erfolgreich behandeln konnte. Bei den Betroffenen hatten sich verstärkt Auto-Antikörper gebildet, dockten an verschiedenen Stellen der Synapsen (dem so genannten NMDA-Rezeptor oder dem LGI1 Protein) an und störten damit seine Funktion. Nach diesem Befund behandelte Dalmau diese Patienten nicht mit Psychopharmaka, sondern wie Patienten mit einer Autoimmunerkrankung mit Cortison. Die Idee war, die Antikörperproduktion zu stoppen und damit die Autoimmunrektion. Zusammen mit dem Verschwinden der Auto-Antikörper verschwanden auch die psychotischen Symptome.
Zum Artikel vom 01.06.2021 im Nordkurier von Antje Wegwerth